LOOPER

(Dystopische Science Fiction Action, USA 2012)

Das Jahr 2044, wie wir es uns alle nicht wünschen: Armut, Elend und Arbeitslosigkeit. In einer solchen Welt einen gut bezahlten Job zu erhalten ist wie ein Lottogewinn. Joe (Joseph Gordon-Lewitt) hat Job, bei dem man steinreich wird. Doch der hat es in sich: Joe ist ein Auftragskiller der anderen Art: Sein Chef kooperiert mit einer Firma im Jahr 2074, deren Geschäft es ist, unliebsame Leute aus deren Gegenwart verschwinden zu lassen. Joe braucht lediglich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort das Auftauchen eines anonymen gefesselten Opfers aus der Zukunft erwarten und es kaum angekommen mit einem Kopfschuß zu erledigen und dann die Bezahlung, die in Silberbaren auf dem Rücken geschnallt ist, entgegenzunehmen.

Der Haken an dem Job als sogenannter Looper ist, daß man seiner eigenen Ermordung in der Zukunft zustimmen muß... Denn der letzte Auftrag, von dem man erst hinterher weiß, daß es der letzte ist, besteht in der Tötung seines eigenen zukünftigen Ichs, ebenso gefesselt und mit verdecktem Gesicht, für die es dann eine Sonderprämie in Goldbaren gibt. Diese Selbsttötung ist verpflichtend und leitet dreißig Jahre unbehelligte Freiheit ein, in der man das enorme angehäufte Vermögen in Saus uns Braus ausgeben kann. Am Ende der dreißig Jahre wird man gesucht, gefangen, gefesselt und in die Vergangenheit geschickt und dann von sich selbst getötet. In diesem Augenblick ist der Loop (engl.: loop = Schleife) des Loopers geschlossen. Joes Freund, selbst ein Looper sieht die Goldbaren auf dem Rücken seines Opfers und bringt, in der Erkenntnis, sich selbst gegenüberzustehen, die Tötung nicht zur Stande und läßt sein anderes Ich entkommen. Er versteckt sich bei Joe, doch dieser gibt dem Druck seiner Dienststelle nach und ermöglicht die qualvolle Verstümmelung und Hinrichtung seines Freundes, deren Auswirkung sich ständig bei dem in Freiheit befindlichen zukünftigen Ich auswirken, bis der eine stirbt und der andere sich auflöst, weil er nie existiert hat. Schnitt. Im Schnelldurchlauf erleben wir das Leben des älteren Joe (Bruce Willis) erlebt: Drogen, Leere und dann die große Wende, als er die Frau seiner Träume kennenlernt. Die nächsten Jahre seines Lebens verlebt Joe in nie geahnter Glücklichkeit. Dann tauchen die Gehilfen seines früheren Auftraggebers auf. In einem Handgemenge stirbt seine Frau, Joe wird verschleppt, kann sich aber befreien und beschließt, seine Frau zu retten, indem er die Zukunft ändert. Er setzt sich selbst in die Zeitmaschine, überrascht und überwältigt sein jüngeres Ich. Doch der jüngere Joe muß ihn finden und töten, um seinen Job erfüllen und sein eigenes Leben leben zu können und jagt hasserfüllt und voller Entschlossenheit sein eigenes Ich. Die Aufforderung zu einem Treffen, von Joe der Jüngere in den Arm geritzt, der instantan auf dem Arm von Joe dem Älteren erscheint leitet die Wende ein. Joe und Joe lernen sich kennen und die berufliche Distanz von Joe dem Jüngeren verringert sich erstmalig. Schließlich kann der Ältere den Jüngeren zu einem Plan überreden, der das Überleben von beiden ermöglichen soll: Im Kindesalter ihren gemeinsamen Auftraggeber zu ermorden, so daß die Firma, für die sie arbeiten, niemals existieren wird.

Leider sind die Informationen über den sogenannten Regenmacher lückenhaft, sie wissen nur seinen Geburtstag und daß der Betreffende die Fähigkeit haben soll, nur mit der Kraft seiner Gedanken jeden Gegner bezwingen kann. In einer Farm wird Joe der Jüngere Zeuge der enormen telekinetischen Kräften des kleinen Cid und erkennt in ihm den zukünftigen Firmenchef. Als Joe der Ältere auftaucht, um Cid zu töten und dessen Mutter sich schützend vor Cid stellt und dessen Flucht ermöglicht, erkennt Joe der Jüngere den infiniten Regress: Cid wird deshalb zum Regenmacher, weil er dieses Trauma erlebt. Deshalb wird es die Loops geben usw. Er tötet sich selbst und damit auch den älteren Joe, bevor dieser abdrücken kann. Sarah und Cid überleben.

LOOPER behandelt das Zeitreisesujet, beschäftigt sich mit dem Paradoxon der sich selbstbedingenden Zukunft, verpackt in eine interessante aber aberwitzige Geschichte mit in Bezug auf das Trauma des kleinen Cid etwas naiver Stammtischpsychologie. Daß Zeitreise nach 2044 im Jahre 2074 die einfachste Möglichkeit sein soll, Leute loszuwerden, wirkt absurd und konstruiert. Dennoch spielen Willis und Gordon-Lewitt ihre Rollen gewohnt überzeugend und auch der Film ist gut gemacht, nein, LOOPER ist wirklich ein ganz ordentlicher Film. Doch nichts an LOOPER ist auch nur annährungsweise so überzeugend, ja so zutiefst verstörend wie die Darbietung des 2005 geborenen Pierce Gagnon alias Cid. Wer das erlebt hat, wird Ärger mit seinem Sohn in Zukunft zu vermeiden wissen...

Von Jeromin Fest.