DIE FRISEUSE

(Tragikkomödie, BRD 2010)

Doris Dörries neuer Film fragt: Vollschlank und krank - kann man trotzdem glücklich sein? Kathi sagt ja!

Der Friseuse Kathi König hat die "Wende" eine Wende in ihrem Leben beschert. Ihr Ehemann hat sich lieber anderweitig orientiert und eine erhoffte neue Cheffin hält die attraktive Kathi für unästhetisch und stellt sie gar nicht erst ein. Sogar ihre Tochter verhält sich kalt und abweisend. Eine aussichtslose Lage, sagen wir. Nein, sagt Kathi.

Der Film verdeutlicht ohne dick aufzutragen die Problemchen mit denen sich vollschlanke Menschen durchs Leben schlagen. Ein Friseurstuhl oder auch eine einfache Eingangstür können einem das Leben schon verdammt schwer machen und auch die Freundlichkeit der Mitmenschen lässt zuweilen zu wünschen übrig. So erklärt Kathi ihrem Bankberater: "So jeht ditt nich - Se könn nich imma so unfreundlich zu ma sinn. Ick komm jez noch ma rinn und dann sagen Se mir juten Tach." (frei zitiert)

Auch das Thema Multiple Sklerose wird auf sehr erfreuliche Weise zur Sprache gebracht. Es wird kein Horrorszenario gezeichnet. Kathis Gesichtsausdruck an dem Morgen an dem ihr ihre Füsse mal wieder widersprechen und sie schmerzhaft auf dem Boden aufschlägt illustriert, wie würdelos und hilflos man sich fühlt. Kathi wäre nicht Kathi wenn sie sich nicht wieder aufrappeln würde - selbst wenn es mit Hilfe eines Springseils ist.

Kathi kämpft sich durchs Leben. Denn wie sagt ein Sprichwort so schön: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!

Ihre unerschrockene Entschlossenheit beinhaltet auch das spontane Ausüben solch fragwürdiger Tätigkeiten, wie der "Einwanderungshilfe" für 20 Vietnamesen. Als dann das Fluchtauto verreckt, nimmt sich Kathi ihrer an und quartiert diese kurzer Hand in ihrer 3-Zimmer-Plattenbauwohnung ein. Aus der eigentlich unerträglichen Enge resultiert eine interkulturelle WG in der unter Anderem dank "Sommerrollen" (nicht Frühlingsrollen) nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch Mutter und Vietnamesen zusammen finden.

Kathi hat die Fähigkeit einfach aus Allem das Beste zu machen. So wird auch Tien, einer der Vietnamesen, kurzer Hand in ihr Leben integriert. Aufgrund ihres liebevollen Wesens und nicht aus Schuldgefühlen fühlt sich Tien bei Kathi heimisch. Bevor Tien dann aber seinen schon vor Grenzübertritt gefassten Plan nach London zu gehen umsetzt, hilft er Kathi bei der Umsetzung ihres Lebenstraumes - der Einrichtung ihres eigenen Friseursalons. Doch der wird durch unfinanzierbare behördliche Auflagen am Tage der Eröffnung zunichte gemacht.

Kathi ist nun endgültig am Ende, denkt der Zuschauer. Doch als ein Mensch, der niemals aufgibt, kann sie uns erneut überraschen. Am Ende des Films sehen wir sie in einem asiatischen Friseursalon zu ihrer Kundin sagen: "Also ick bin zufrieden!" (frei zitiert)

Von Hexe.